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Montag, 30. Juli 2012

Familienreha-Katharinenhöhe - erste Tage

Wir sind auf der Katharinenhöhe. Ich selbst habe von anderen Familien immer nur gehört: "Es war sehr schön". Jetzt nütze ich die Gelegenheit, Euch an unseren Reha-Wochen teilnehmen zu lassen.

Samstag, 27.7. 2012

Ankunft

Es ist fast 7h früh und ich sitze am Balkon. Rund um mich noch die Stille des Waldes.
Ich hab nicht gut geschlafen und war sehr früh wach, konnte nicht mehr einschlafen, fühle mich hier einfach noch nicht wohl. Alles ist wunderschön, aber einige Kleinigkeiten vermitteln mir zu sehr den Unterschied zu dem, was ich als „Urlaub“ gewöhnt bin.

Die Anlage ist wunderschön mitten im Wald gelegen. Großer, schöner Spielplatz. Unser „Familienbereich“ eigentlich im 3. Stock, aber das Haus ist in den Hang gebaut, sodass man sowohl vom Schimmbad im Keller, als auch vom zweiten Stock Zugang nach draußen hat. Aaron hat Angst vor dem behindertengerechten Bad, was er zwar nicht zugibt, aber wehe, wenn jemand versucht die Tür auch nur anzulehnen, wenn er drin ist. Die muss sperrangelweit offen bleiben. Kannst dir denken, dass waschen und eincremen gestern nicht so ruhig und gemütlich war, wie ich das gern hätte. Die Aufteilung der Zimmer + Betten ist sehr gut. Ich hatte ja schon telefonisch erfragt, dass wir 3 Zimmer zur Verfügung haben. Es sind zwei Zimmer mit je zwei Betten, wobei es grad und grad möglich war, im „Elternzimmer“ die zwei zusammenzuschieben, sodass man trotzdem noch vorbei kann. Simons Dachzimmer ist vom Kinderzimmer aus über eine Leiter zu erreichen. Einziger Nachteil, er muss durch das andere Zimmer durch, was ich, wenn ich grad den Aaron ins Bett bring, gar nicht mag. Gut ist, dass es im Kinderzimmer entgegen meiner Erwartung sogar noch ein recht großes Unterschub-Bett gibt, wo Aaron jetzt direkt neben mir schlafen kann, oder eben neben Miriam, falls ich bei Markus schlafe. Das Mitbringen der Luftmatratze hat sich also als unnötig erwiesen, und Miriam hat ein vollwertiges Bett mit Regal und Nachttisch. Dafür hätte ich einiges andere doch lieber einpacken sollen, denn die „voll ausgestattete Küche“ hat sich im Gegensatz zu meiner Camping-Ausrüstung als mikrig erwiesen. Es gibt keinen Wasserkocher, keine Pfanne, nur einen einzigen Kochtopf ohne Deckel, keine Kochlöffel, … All das braucht mensch hier ja eigentlich gar nicht, denn Frühstück, Mittag und Abendessen werden im Speisesaal serviert. Für die Kinder und Jugendlichen gibt es in den Gruppen auch Jause. Allerdings hatten die Kinder schon gestern Abend vor dem Schlafengehen noch Hunger, und ich, ehrlich gesagt auch. Außerdem bin ich Hotel-Leben ja nicht gewöhnt, liebe ich doch eher, meine Selbständigkeit und Freiheit als Camperin. Dass es aber eben auch KEIN Hotel ist, sondern eine Klinik, das merkt man an diversen Kleinigkeiten halt auch. In den Zimmern gibt es keinen Fernseher. Es gibt einen Fernsehraum, da läuft dann eben TV, das braucht keiner von uns. Allerdings haben wir viele DVDs mitgebracht, weil wir dachten, hier hätten wir Gelegenheit, öfter mal am Abend gemeinsam einen Film anzusehen. Das können wir zwar auch zu Hause, aber zu Hause ist ja immer so viel zu tun, … Wir haben vor der Fahrt noch einen billigen tragbaren DVD-Player gekauft, der war im Auto auf der langen Fahrt für Aaron, aber auch für Miriam sehr praktisch, und zu Hause wird er uns als vollwertiger DVD-Player über den Beamer dienen. Hier hatte ich eben gehofft, ihn an einen Fernseher anschließen zu können, denn auf 7 Zoll kann man nicht gemeinsam Film schauen. Die Tische im Speisesaal sind mit Plastik-Tischtuch überzogen, das ich zu Hause gerade eben mal losgeworden bin. Ich esse halt doch lieber auf Stoff-Unterlage. Allerdings haben wir Glück und eine sehr schönen Fensterplatz zugeteilt bekommen. Es gibt jeden Tag zu Mittag zwei Menüs zur Wahl, die man am Vorabend ankreuzen muss, außerdem kochen sie für die heiklen Kinder immer noch Spaghetti. Miriam wird sich wohl vorwiegend von Spaghetti ernähren. Hoffentlich schmecken ihr die wenigstens, denn am Schikurs, glaub ich, fand sie nicht mal diese genießbar, weil sie ihr zu al dente (=klebt an den Zähnen) waren. Gestern Abend gab es Suppe und Frankfurter. Letztere waren uns zu wenige, da Markus keins mehr bekommen hat und Miriam 1 Stunde später eine halbe Packung Kekse verdrückte. Vielleicht kann man auch nachbekommen, das wollten wir nicht gleich am ersten Abend fragen. Simon und Miriam essen eben schon wie Erwachsene, nicht wie Kinder, und ich bin halt auch ein Vielfraß.

Gestern sind wir alle gemeinsam begrüßt worden (Menschenauflauf, war mir gar nicht so wohl) und die Kinder und Jugendlichen wurden gleich in ihre Gruppen eingeteilt. Ich ging mit Aaron in die „Räuberhöhle“, Markus bekam einige Infos für die Eltern. Wir haben gleich eine Menge Termine bekommen, Eingangsuntersuchung beim Arzt, Info- und Gesprächstermine in den unterschiedlichen Gruppen, in der Schule und beim Psychosozielane Dienst, … Fixe Essenszeiten (8h, 12h20, 18h), … All das macht es schwer, sich vorzumachen, wir seien hier auf „Urlaub“, wie wir – und alle anderen – es im Vorfeld immer genannt haben.


19:44

Beginne mich zu entspannen. Das heißt wohl, dass meine Seele nachgekommen ist.
Vor dem Abendessen waren wir sehr lange bei einer Ärztin, die sehr nett war und kompetent wirkte. Wir wurden alle der Reihe nach befragt und untersucht, wobei es bei Aaron natürlich am längsten dauerte. Aufgrund dieses Gesprächs und der Untersuchung verordnet sie die Therapie. In Absprache mit dem Therapeutenteam wird dann festgelegt, wer welche Therapie bekommt. Aaron bekommt wahrscheinlich so eine Art Heilpädagogik, was eine Mischung aus Ergo-, Spiel- und Physiotherapie sein wird, ganz auf’s Kind abgestimmt. Simon bekommt eine Stunde mit der Physiotherapeutin wegen seinem Rücken. In der Eiweisung für den Fitnessraum war er heute schon mit mir. Die Therapeutin wird ihm dann noch zeigen, was für ihn besonders wichtig ist. Daran muss er dann selbständig arbeiten.

Wir waren auch noch im Infogespräch der „Räuberhöhle“, und die Kindergärtnerin macht (obwohl noch sehr jung) ebenfalls einen soliden Eindruck. Beim Schulgespräch wurde ausgemacht, welche Schulstunden Simon und Miriam besuchen werden. Simon Latein und viel Mathe, Miriam einfach M,E, u D. Und der Stundenplan wurde erstellt. Es sind ja eh nur einzelne Stunden. Dazwischen bleibt viel Freizeit.

Gerade sind Simon und Miriam aus ihrem Kennenlerntreffen des „Clubs“ zurückgekommen. V.a. Miriam richtig euphorisch, denn sie glaubt, schon eine Freundin gefunden zu haben, und weil sie heute Abend gemeinsam noch ins Schwimmbad gehen, fast die ganze Gruppe. Das war ihr nämlich ein ziemlicher Dorn im Auge, dass das Schwimmbad nur benützt werden darf, wenn mindestens 3 über 15jährige dabei sind, und sie ist 13. Ich fand, wir haben’s gut, dass Simon schon 15 ist, dann brauchen wir niemanden außerhalb der Familie um ins Schwimmbad zu dürfen. Aber sie war ihm seinen Status als über-15-jähriger natürlich neidig.

Aaron hat auch bereits einen lieben Freund gefunden, als ich mit ihm in der Sandkiste war. Er hat Aaron gleich angeredet, dass er mitmachen darf. Beim Warten vorm Arztzimmer und beim Abendessen haben sie einander wiedergetroffen. Jetzt freut er sich schon darauf, dass er ihn morgen früh beim Frühstück wieder trifft.

Heute Abend sollen wir noch zum Kennenlerntreffen der Eltern. Bis jetzt war ich noch nicht im Wald und sonst auch nirgends, keine Zeit, zu viele Termine. Aber das ändert sich sicher bald, ich hab ja Nordic Walking jetzt quasi verschrieben bekommen. Mal sehen, ob Aaron rechtzeitig schläft, dass wir beide pünktlich hinkommen können, wohl kaum.


Sonntag, 29. 7. 2012

Heute gab es nur das Angebot „Lichterketten gestalten“ - also basteln. Das interessierte uns nicht, also hatten wir heute den ganzen Tag „frei“. Frühstück ist auch am WE ebenfalls pünktlich um 8h. Da wir aber gestern einkaufen waren, ließ ich Simon und Miriam länger schlafen. Frische Weckerl nahmen wir ihnen mit rauf - eigentlich unerlaubter weise, aber ich denke, das stört niemanden wirklich. Sonntags Frühstück pünktlich um 8h find ich für die Jugendlichen nun doch ein wenig hart.

Bisher hatte es immer nur am Abend und nachts Gewitter + Regen gegeben, aber der heutige Vormittag war ganz verregnet. Ich war mit Aaron unten im (kleinen) Schwimmbad. Das ist recht praktisch, weil wir uns gleich im Zimmer das Badegewand anziehen und mit Bademantel den Lift bis ins Geschoß -1 runterfahren können, da sind wir schon beim Schwimmbad. Der Gebäudekomplex ist in den Hang gebaut. Auf verschiedenen Seiten haben die Geschoße -2 bis +2 ebenerdig Zugang nach draußen. Im Lift gibt es kein +1, weil das im anderen Gebäudeteil liegt, quasi ein Zwischengeschoß. Unser Zimmer liegt super zentral. Rechts den Gang entlang und die nächste Stiege hinunter bis man ansteht (2 Geschoße) und Aaron ist schon in der Garderobe seiner Räuberhöhle. Da geht’s natürlich auch ins Freie hinaus, z.B. zum Spielplatz. Da wird Aaron bald selber auf und ab sausen können. Links den Gang entlang und mit dem Lift bis „0“ gelangt man zu den Anschlagtafeln und Postfächern, zur Rezeption und zum Speisesaal, und mit dem Lift ganz runter auf -1 ist man eben gleich beim Schwimmbad / oder beim medizinischen Bereich, also beim Arzt.

Die Garderoben und Duschen beim Schwimmbad ängstigen Aaron erwartungsgemäß sehr. Da er aber sooo gerne ins Schwimmbad gehen möchte, ist er mutig, klammert sich mit geschlossenen Augen an mich und lässt mich ihn da durch tragen. D.h. so war das gestern, beim ersten Schwimmbadbesuch. Heute hat er sogar schon ein bisschen geblinzelt und sich nicht mehr so angeklammert. Duschen und eincremen tu ich ihn eben dann oben. Aaron kann schon ganz toll tauchen. Es wird hier für Kleinkinder auch ein Schwimmkurs angeboten, da werde ich ihn anmelden. Ich denke, er könnte jetzt schon sehr leicht richtig schwimmen lernen. Außerdem ist er zu „Aquaspaß“ eingeteilt, wie ich dem heute fertigen Therapieplan entnehmen konnte. Weiters hat er „Krankengymnastik“, also Physio- Ergo- Spieltherapie-Mischung, wie uns die Ärztin erklärt hat, und „Sport“. Damit ist sein Stundenplan der geringste von uns allen. Klar, für ihn ist die beste und wichtigste Therapie hier erst einmal die „Räuberhöhle“, die er Mo-Fr Vormittag besuchen „soll“ und nachmittags besuchen „darf“. Die Gruppen hängen Wochenpläne auf, damit man ungefähr sieht, was am Programm steht, da kann er dann selber entscheiden, ob er gerne mitmachen möchte.

Auf meinem Plan steht 2x pro Woche die „Gesprächsgruppe“ (die ich aber vielleicht schwänzen werde, um dafür mehr Zeit mit Markus allein zu verbringen), 2x„Entspannung“, 1x„Rotlicht und Massage“,1x „Rückenschule“, 1x„Aqua-fitness“. Bei Markus ähnlich, nur die Wassergymnastik wollte er nicht machen. Dafür soll er mehr in den Fitnessraum oder raus in den Wald. Simon und Miriam haben etliche Schulstunden, Sport, Miriam noch „Aquaspaß“ und Simon soll in den Fitnessraum, und beide können sonst immer an den Aktivitäten im „Club“ teilnehmen. Die Jugendlichen vom Club sind diesmal auch schon recht aktiv, sehr viel zusammen, auch am Wochenende und am Abend fast ständig gemeinsam irgendwo unterwegs. Das ist toll. Sie planen auch schon eine Kinofahrt, wo sie angeblich der „Katha-Bus“ hinbringt und wieder abholt.

Heute Mittag kam die Sonne raus, weshalb wir uns die Wanderung zur Martinskapelle

... und zum Donauursprung vornahmen. nachdem 5-6km in eine Richtung für Aaron zu viel gewesen wären, fuhren wir mit dem Auto (über einen ziemlichen Umweg) hin. Dort trafen wir grad auf eine französische Touristengruppe, weshalb ich direkt an der Quelle (die gar nicht mal so mikrig ist) nicht fotografiert habe. Fotografiert habe ich, aber nur mit Handy, einen kleinen Teich, den der kleine Bach gleich ca. 200m unterhalb der Quelle bildet.

Miriam wollte nämlich das Bächlein entlang runterkraxeln, was wir dann ein kleines Stück weit taten, aber ohne Aaron, der ging mit Papa am Weg zurück. Danach wanderten wir von dort noch zum „Günterfelsen“, der ca. einen km weit entfernt ist. Angeschrieben war 0,6km, aber auf der Hälfte der Strecke stand dann nochmal ein Hinweisschild, auf dem abermals die Distanz von 0,6 km ausgewiesen war. Leicht frustrierend, da wir Aaron nur sehr schwer motivieren konnten. Wir hatten sein Fahrrad mit und der Weg ging immer leicht bergauf, er wäre aber natürlich am liebsten sofort in die andere Richtung (bergab) losgedüst. Den Felsen selbst hätten wir schließlich fast übersehen, da man auf einem unbeschilderten Steig rechts vom Weg abzweigen muss um hinzugelangen. Es sieht aber wirklich spektakulär aus. Im Wald (leider vorwiegend Fichten Monokultur, aber mit schönen Mosen, Gräsern, Farnen und Flechten) liegen schon unzählige Granitblöcke herum wie verstreute überdimensionale Kieselsteine. Der „Günterfelsen“ ist nichts anderes als eine Anhäufung solcher Granit-Kugeln, als hätte vor langer Zeit ein Riesenkind die herumliegenden Kiesel zusammengesammelt und ein „Stoamandl“ (also einen Steinhaufen) daraus gebaut. Die „Steine“ haben eine Durchmesser von 1 bis vielleicht 10 m und sind so „locker geschichtet“, dass darunter unzählige Spalten, Höhlen, Schluchten entstehen. Man kann natürlich draufklettern, was wir alle taten, obwohl es nicht ganz ungefährlich ist. Weh getan hat sich Gott sei Dank nur Markus, der auf den nassen, moosbewachsenen Felsen ausrutschte und sich die Schienbeine aufschürfte, aber nicht zu schlimm. Wir anderen waren alle mehr oder weniger nass, da die Felsen an den Seiten alle dicke Moospölster tragen, die wie Schwämme mit Regenwasser vollgesogen waren.

Am Rückweg düste Aaron dann (Gottseidank unfallfrei) mit dem Rad die Schotterstraße bergab. Beim Abendessen hatte ich das Gefühl, mich wirklich körperlich betätigt zu haben. Fein. Nur kurz hatte ich das Gefühl, dass meine Stirn ein wenig zu heiß glüht. Vielleicht spür ich untrainiertes Wesen ja auch die Höhe. Wir sind hier schließlich auf über 1000 m Seehöhe. Simon und Miriam sind jetzt wieder mit den anderen Jugendlichen im Haus unterwegs.

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