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Sonntag, 18. Juli 2010

Ende der Strahlentherapie

2010_07_16

Die Strahlentherapie ist abgeschlossen. Aaron hatte bis jetzt keine Nebenwirkungen, kein Kopfweh, recht stabile Blutwerte, keine Müdigkeit. Gestern waren wir das letzte Mal im AKH, heute war der EOP bei uns. Aarons Leukos sind wieder auf 1900 gesunken, sie waren schon bei 3800. Solang sie nicht unter 1000 gehen, ist’s aber nicht riskant.

Während der Strahlentherapie war Aaron wie erwartet super-mutig und hat nach dem schwierigen ersten Mal nie wieder irgendwelche Probleme gemacht. Die zuständige Schwester hielt immer eine süße Überraschung für ihn bereit (die sie wohl aus ihrer eigenen Tasche finanzierte), und war auch sonst total lieb. Ich bin heilfroh, dass wir die Prozedur ohne Narkose hinter uns gebracht haben, erstens wäre die körperliche Belastung ungleich höher gewesen, zweitens der zeitliche Aufwand (Wenn wir nicht auch noch ins St. Anna mussten, waren wir manchmal innerhalb von 2 Stunden wieder zu Hause.), und drittens hat Aaron begonnen, sich gegen die Narkosen zu wehren. Vorletztes Mal wollte er sich nicht und nicht hinlegen lassen, obwohl er schon seinen Kopf nicht mehr halten konnte, wehrte sich richtig gegen das Einschlafen, und bei der letzten Lumbalpunktion wollte er gleich nach dem Aufwachen sofort aufkrabbeln, obwohl er noch ganz damisch war. An jenem Tag (letzten Dienstag) gab es leider auch eine Panne. Die Schwester vergaß, Aaron das Zofran zu spritzen, das er standardmäßig bei jeder Chemo-Spritze ins Rückenmark bekam. Nach der Punktion waren wir noch im AKH bei der Bestrahlung, und beim Heimfahren im Rettungswagen, wurde Aaron dann so schlecht, dass er sich mehrmals übergeben musste. Er tat mir so leid, und ehrlich gesagt war ich ziemlich sauer, weil das vermeidbar gewesen wäre. Das Kind hat im Laufe dieser Therapie so viel Erbrechen aushalten müssen, wenn’s nicht sein muss, dann brauchen wir das wirklich jetzt nicht mehr.

Soweit ich weiß, sind die Punktionen damit abgeschlossen. Nun braucht er nur noch einmal Narkose, zum Entfernen des ZVK. Darauf freut er sich aber schon, denn bei den sommerlichen Temperaturen, passiert es uns immer wieder, dass das Katheder-Pflaster nass wird und vorzeitig gewechselt werden muss.

Gestern hatte Miriam endlich wieder die Möglichkeit eine Freundin zu uns nach Hause einzuladen. Aarons Taufpatin kam mit ihrer Tochter, die fast so alt ist wie Miriam. Die Mädels haben sich so gut verstanden, Miriam war richtig glücklich. Am Abend projizierte ich ihnen einen DVD-Film auf die Leinwand, und anschließend übernachteten die Mädchen trotz Gewitterregen im Zelt im Garten. Auch Aaron war über den Besuch hocherfreut. Endlich zeichnet sich ein Ende der Isolation ab.
Gerade jetzt, während ich diese Zeilen schrieb, hat Aaron seine Krankenhaus-Utensilien (Infusionsschläuche, Chemo-spritzen, etc.) ausgepackt und mich „behandelt“. Kaum baumelte der Infusionsschlauch von meinem Arm, während ich hier auf dem Laptop tippte, mit der Chemo-Infusionsspritze am anderen Ende, fühlte sich das verdammt echt an. Genauso habe ich schon oft junge Leute im St. Anna sitzen sehen, die am Laptop irgendwelche Schularbeiten machten, während die Chemo in ihren Arm rann. Am liebsten hätte ich mir den Schlauch wieder heruntergerissen und „NEIN, ich will das nicht!“ gebrüllt, so sehr konnte ich mich plötzlich einfühlen. Tapferer kleiner Mann, wirlich.

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