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Montag, 17. Januar 2011

Regenerationsphase?

Ich habe lange nicht geschrieben, weil ich einfach nicht dazu kam. Aaron brauchte mich so ziemlich rund um die Uhr, und nachdem wir oft schlimme Nächte hatten, legte ich mich dann, wenn's ging natürlich auch dazu um auszuruhen. Seit gestern geht es ihm ENDLICH wieder besser. Bis dahin fast ständig starke Schmerzen, Bauch, Beine, Rücken, Kopf, abwechselnd oder gleichzeitig. Im Schnitt brauchten wir 4x in 24h ein zusätzliches Schmerzmittel (Perfalgan oder Novalgin). Als die Leukos wieder kamen, kam auch ein bisschen Fieber mit, über das ich aber eher froh war, weil das zeigt, dass die Immunabwehr wieder etwas tut, und sich die Hoffnung auftut, dass das Weh nun endlich bald gut werden kann. Mit Antibiotika und all den anderen Infusionen kann man eben keine Krankheit heilen. Es ist vielmehr ein über Wasser halten und warten, warten auf die Rückkehr der Leukozyten, ohne die echte "Heilung" nunmal nicht möglich ist. Das Aufatmen der Ärzte beim Wiederanstieg der Leukos am 12. und 13. 1. war deutlich genug.

Aaron befindet sich also derzeit in der Regenerationsphase. Für das Blutbild mag das ja stimmen, aber leider nicht für seinen Allgemeinzustand.
Trotz immer besserer Blutwerte ging es Aaron in der letzten Woche nicht besser, fast sogar noch schlechter. Er bekam bei jedem Aufrichten Kopfschmerzen, sodass er fast ständig in Seitenlage im Bett ruhte, döste, oder schlief. Am Freitag fuhren wir noch einmal zum CT ins AKH, wegen der vielen Kopfschmerzen. (Aaron sagte, das sei wie in der Waschmaschine) Die Untersuchung blieb gottseidank ohne Befund. Auffällig für mich ist der Kontrast von einem "Ausflug" zum nächsten. Bei dem Eingangs-CT im Dezember war er "gesund", lustig und munter. Beim MRT am 7.1. war er stark geschwächt und litt unter Schmerzen, aber er hatte Stiefel an und ging selbst zum Lift und zum Rettungswagen. Am 14. jedoch transportierten wir ihn liegend, und dabei schrie er auf, als ich ihn aus dem Bett hob, um ihn auf die fahrbare Trage zu heben, weil ich ihm den Kopf zu stark angehoben hatte.

Weil Dr Kronberger vorgeschlagen hatte, Aaron ein bisschen aus dem (zwar sehr schönen, aber doch immer gleichen) Zimmer herauszuholen, um ihn zu motivieren, machten wir am Nachmittag des 14. gleich noch einen Ausflug ins Spielzimmer, mit einem weich gepolsterten Lehnsessel. Eigentlich wollte Aaron den Lehnsessel gar nicht. Als er hörte, er dürfe raus, verlangte er nach seinen Crogs, stand auf und marschierte zur Tür. Dort allerdings wurde ihm klar, dass er es zu Fuß doch nicht schaffen würde und ließ sich von mir in den Lehnsessel heben. Im Spielzimmer sah er kurz der Kindergärtnerin beim Basteln zu. Nach 5 Minuten musste ich ihm die Lehne in Liegeposition bringen, nach weiteren 5 Minuten atmete er so schwer und stoßweise, dass wir ihn wieder ins Bett bringen mussten. Am Samstag wiederholten wir den Ausflug, aber da war es ihm eigentlich von Anfang an zu viel, und er wollte sofort wieder zurück ins Bett.

Am Samstag Nachmittag bat ich die Schwester, ihm Novalgin anzuhängen, weil er ohne Schmerzmittel weder aß noch auf die Toilette gehen konnte, und von spielen sowieso keine Rede war. Das half aber dann ganz erstaunlich gut, und eine halbe Stunde später erkannte ich "den alten Aaron" wieder. Es ging ihm so gut, dass er nicht nur aß und eine Menge Stuhlgang zu Wege brachte, sondern bis zum Abend richtig fröhlich war. Im Bett liegend spielten wir und schauten am Laptop Grisu und PanTau. Er wollte gar nicht schlafen, so genoss er es, endlich einmal schmerzfrei zu sein. In der folgenden Nacht schlief er gut und erholsam. Das nächste Schmerzmittel brauchte er erst in den Morgenstunden.

Im Lauf des Sonntag wurden die beiden Schmerz-Bypässe abgedreht. Er brauchte auch den ganzen Tag kein weiteres Schmerz-Medikament mehr. Am Nachmittag machten wir wieder einen "Ausflug" ins Spielzimmer, und diesmal genoss er es, saß im Lehnstuhl und spielte, und musste erst nach 20 Min wieder ins Bett.

Sonntag Abend schockte uns der diensthabende (stationsfremde) Arzt mit der Anordnung, Aaron müsse Montag früh nüchtern bleiben, weil man möglicherweise schon den zweiten Therpieblock beginnen würde. Jetzt geht es ihm den ersten Tag besser, von "gut" noch keine Rede, der Entzündungswert ist mit 2 immer noch nicht negativ - trotz der Unmengen von Antibiotika der letzten Wochen! - und da wollen sie morgen schon wieder mit der Chemo-Keule beginnen, die seine Leukos binnen 1 Woche wieder auf 0 bringen wird? Besteht da nicht die Gefahr, dass die noch nicht ganz ausgeheilte Infektion wieder eskaliert? Es war Sonntag, keiner unserer Ärzte zu sprechen. Sowohl Markus, als auch ich, haben letzte Nacht recht sorgenvoll geträumt.

Heute Morgen versetzten wir Dr Kronberger in Stress, weil wir möglichst sofort mit ihr reden wollten. Ergebnis: Sie hatte nie vor, schon am Montag mit der Therapie zu beginnen, Aaron kann ruhig was essen, sie will zuerst sehen, wie's ihm heute geht, Punktion dann morgen oder übermorgen. Therapiestart schon diese Woche, aber nicht sofort.

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