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Montag, 3. Januar 2011

Wieso hab ich denn nur sowas?

Dies waren harte Tage. Der Entzündungewert ist zwar täglich weiter gesunken, aber Aaron hat immer wieder gefiebert, immer wieder starke Schmerzen, jetzt mehr in den Beinen und im Po - also vermutlich Muskelschmerzen, seit der Infusion des Anti-Pilz-Mittels jetzt auch plötzlich immer wieder Bluthochdruck, was bei der schlechten Blutgerinnung mehrmals täglich zu Nasenbluten führte. Aaron entwässert schlecht und im Schlaf braucht er Sauerstoff. Täglich mehrere Untersuchungen, immer wieder neue Medikamente, die Ärzte wissen eignetlich nicht, woher seine Schmerzen kommen. Wenn wir bei Aaron von Schmerzen sprechen, dann ist das nicht nur ein Zwicken. Ein typischer Satz von ihm lautet: "AU, mein BAUCH - tut nicht weh." Wenn ein Arzt herinnen ist, tut prinzipiell nichts weh, geweint wird nur, wenn's ganz schlimm ist und wir alleine sind. Der Satz, den ich als Titel vorangestellt habe, spiegelt seine doch immer wieder kehrende Verzweiflung, zum Beispiel angesichts des Nasenblutens oder der Schmerzen. Allerdings, als ich selbst einmal diesen Satz ("Warum hast du denn nur sowas?") aussprach, als er wieder arg weh hatte, antwortete Aaron darauf: "Menschen haben das eben."

Es gibt aber auch gute Neuigkeiten:

-) Wir haben alle hier im Spital Sylvester gefeiert. Die Großen hatten im Jugendraum Spaß beim Wii spielen, und um Mitternacht war ich mit ihnen am Dachgarten, von wo aus wir einiges an Feuerwerk sahen. Markus bleib derweil bei Aaron.

-) Das Ergebnis der Knochenmarkspunktion ist negativ, d.h., das Knochenmark ist derzeit völlig leer, Krebszellen sind aktuell nicht mehr zu finden, gesunde Blutzellen allerdings auch nicht. Auf deren Reproduktion warten wir derzeit.

-) Seit gestern Abend ist Aaron endlich Fieber frei. Hoffentlich anhaltend! Er hatte in den letzten 24h Stunden auch keine argen Schmerzen, was wohl auch mit einer Umstellung der Schmerzmittel zu tun hat.

-) Trotz all der Komplikationen und Probleme schreitet die kindliche Entwicklung voran. Zum Beispiel das "trocken werden". Meine beiden großen Kinder brauchten zwar schon viel früher nachts keine Windel mehr, aber das lag wohl einfach daran, dass sie nachts nicht mehr mussten. Aaron hängt ja ständig an Infusionen. Hier im Krankenhaus muss er mindestens 5x pro Nacht seine Blase entleeren. In die Windel tat er das aber nur mehr, als er vor lauter Fieber und Schmerzen nicht aufstehen konnte. Selbst wenn er nachts ein entwässendes Medikament bekommt, was ja eigentlich echt gemein, aber trotzdem leider oft der Fall ist, weil sowohl um 12h als auch um 24h "Bilanz" gerechnet wird, rappelt er sich x-mal auf: "Mami - LULU!"

Wie's weitergeht?

Naja, warten und hoffen. Warten bis die Blutbildung wieder einsetzt und hoffen, dass nicht noch eine Infektion dazukommt. Das kann in ein paar Tagen sein, oder auch erst später. Solange wird Aaron mit Blutkonserven, Antibiotika, Kortison, und dem ganzen Cocktail an sonstigen Medikamenten "durchgefüttert". Danach lässt man ihn max. eine Woche lang regenerieren, bevor der nächste Chemotherapieblock folgt und der Kreislauf wieder von vorne beginnt. Mindestens zwei solcher Zyklen muss er noch durchlaufen vor der Stammzellentransplantation.

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