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Dienstag, 21. Dezember 2010

Lichtblick

In den letzten Tagen war Aaron wirklich sehr betrübt gewesen. Als dann gestern das erste Mal davon die Rede war, dass er zu Weihnachten nach Hause dürfe, hat er sich eher dagegen gewehrt, so als wollte er es gar nicht wahrhaben. Ich erzählte ihm, dass er dann auch wieder hinaus in den Schee dürfe, zum Beispiel im Garten Bob fahren. Da sagte er, der sich so danach sehnt, wieder raus zu dürfen, nur trotzig: "Ich will gar nicht Bob fahren!" - wie der Fuchs, der meint, die Trauben sind sowieso zu sauer, bloß weil sie ihm zu hoch hängen. Es tat ziemlich weh, ihn so zu sehen, ihn, der sich bis jetzt auf so bewundernswerte Weise seine Fröhlichkeit bewahrt hat. Aber verständlich ist es ja natürlich auch. Gerade, als er dachte, es würde jetzt nicht mehr so schrecklich lang dauern, bis er wieder "ganz gesund" sei, d.h. wieder alles tun und essen darf, was andere Kinder auch tun und essen, da hat er einen solchen Rückschlag erlitten. Vielleicht hat er ja auch selber ein bisschen Angst davor, das Krankenhaus zu verlassen, denn er sagte heute mehrmals, er würde sich wünschen, mitsamt dem ganzen Krankenhaus heimfahren zu können.

Gestern Abend kam dann noch hinzu, dass Aaron mich absolut nicht wegehen lassen wollte, als Markus mich ablösen kam. Musste ich aber, schließlich musste ich heute zur ersten Stunde in der Schule sein. Als ich dann wieder zu Aaron kam, war er immer noch traurig, aber im Laufe des heutigen Tages ist er immer fröhlicher geworden, vor allem die Kunsttherapeutin hat ihn wieder zum Lachen (und übermütig/schlimm sein) gebracht. Beim Mittagsschlaf kuschelte er sich zu mir und war wieder versöhnt wegen meiner nächtlichen Abwesenheit, und schön langsam sickerte es zu ihm durch, dass er wirklich bald nach Hause darf. Am Abend fragte er schon die Schwester, als sie reinkam: "Was (glaubst du) darf ich morgen? - Nach Hause! Da fahr ich mit der Rettung!"

Das Mittagessen war heute ziemlich ungenießbar, ich hab's auch nicht runtergebracht, dafür wärmte ich uns am Abend Kartoffelpürree und Fleischlaibchen vom Billa. Da hat Aaron dann endlich wieder etwas voller Appetit gegessen, Pürree mit Fleischsaft. Er muss jetzt wieder ganz viel Medizin schlucken, weil die Blutwerte wieder ganz im Keller sind. Das wollte er zuerst gar nicht, aber am Abend war es gar kein Problem mehr. Die Vorfreude auf's Heimfahren hat's gemacht.

Sorge habe ich schon, ob es ihm zu Hause gut gehen wird, oder ob er ohne die (zum Teil Kortison-hältige) Infusion wieder stark erbrechen wird müssen. Und natürlich fürchte ich mich (zu Recht) auch ein bisschen vor einer möglichen Infektion. Aber ich weiß auch, dass es ihm ganz ganz gut tun wird, ein paar Tage heim zu dürfen und (hoffentlich) zu Hause Weihnachten feiern zu dürfen. Was Schlimmeres, als dass wir schnell wieder rein müssen, wird wohl nicht passieren.

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