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Montag, 14. März 2011

anstrengende Tage

Das mit dem ohne Mama schlafen, hat bereits ab der 3. Nacht funktioniert. Naja, in der vierten Nacht bin ich auch erst um 23h30 rausgekommen, da hatte er am Nachmittag geschlafen und Abends ständig gegessen, bis 23h! Wahrscheinlich, weil er weiß, dass ich ihm Essen nicht abschlagen kann, weil wir alle froh sind solang er noch was isst, und weil er mich halt nicht wegehen lassen wollte. Andererseits kann's aber auch sein, dass ihm flau war im Magen wegen der Chemo, und er das als Hunger interprätierte.

Heute sind wir in die sterile Airflow-unit übersiedelt. Gottseidank war mein Vater zu Besuch, den hab ich gleich selber einschulen dürfen. Er war bei Aaron drin und hat all die Einzelteile, die wir (die Kindergärtnerin und ich) ihm nach dem Desinfizieren hineinreichten gleich schön in die Regale geschlichtet. Aaron war von der Früh weg heute recht anstrengend. Alle, die in sein Zimmer kommen fragen ihn nun, wie es ihm denn gefällt, alle sprechen von einem "großen" Zimmer, dabei ist der Bereich in dem er sich bewegen darf deutlich kleiner als im alten Zimmer. Wir haben es gleich wieder schön dekoriert, aber dass es ihm gefällt, da jetzt eingesperrt zu sein, ist wahrlich zu viel gesagt.

Immer wieder stand er vor dem Strich, den er jetzt nicht mehr übertreten darf. Wenigstens die schöne Schiebetüre würde er so gerne auf und zu machen dürfen, aber die ist schon außerhalb. Auch das Fenster ist draußen, er kann nicht hinunterschauen. In der Früh saß er noch im alten Zimmer am Fensterbrett und sah den Straßenbahnen zu. Jetzt sieht er durch die Folienwand neben seinem Bett zum Fenster hinüber und darüber hinaus Baum und Himmel und ein Eckerl vom Dachgarten der 2A/2B. Vielleicht können Simon und Miriam ihm ja von da oben einmal herunterwinken. Er vermisst seine Geschwister schon jetzt sehr. Und er will raus, no na net.

Auch von seinen Freunden (v.a. von Max) spricht er immer wieder. Das heißt, er spielt manchmal, dass sie da sind und spricht mit ihnen. Heute spielte er aber gar nicht allein, sondern musste ständig beschäftigt werden. Schwester Ingrid hat mit ihm gebastelt, während ich Mittag essen war, danach haben wir den Nierentassen-Schmetterling mit Wasserfarben schön bunt angemalt. Das war die Zeit, in der er heute am ruhigsten war. Die Cliniclowns waren da und duplo haben wir gespielt. Da er den ganzen Tag nicht geschlafen hat, war er schon ab 18h total übermüdet. Sobald es dunkel zu werden beginnt, ist er auch betrübt, weil er ja nicht will, dass ich weg gehe. Körperlich geht es ihm immer noch gut, aber meinen fröhlichen kleiner Aaron vermisse ich sehr. Um 20h, als wir endlich zum Schlafen gehen beriet waren, sant ich ihm noch ein Lied vor. Er schlief bereits nach der ersten Strophe, so erschöpft war er.

Ich selber zerfranse mich auch jetzt zwischen ihm und den Großen. Ich helfe telefonisch bei den Hausübungen, organisiere, wo sie sein werden, wer sich um sie kümmert, stelle Lernunterlagen ins Internet, korrigiere Simons Englisch-Aufsätze per e-mail. ... Miriam hat bald Englisch-Schularbeit, vermisst mich total und ist unglücklich. Sie ruft mich oft an und will mir von der Schule erzählen, oder einfach nur plaudern. Zu oft muss ich sagen: "Du, ich kann jetzt nicht, muss mich um den Aaron kümmern." Mein Mann ruft mich an und erzählt mir, dass Simon seine Hausübung noch immer nicht gemacht hat und sich nicht an Abmachungen hält, ... und ich?
Ich geh jetzt schlafen.

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