Seiten

Dienstag, 29. März 2011

Tag 8 - Schmerzen

Heute war kein so schöner Tag.
Ich war um 7h früh bei Aaron. Er schlief noch, also setzte ich mich zu ihm in den Vorraum und frühstückte. Um 9h schleuste ich mich ein und öffnete die Jalousien, um den Sonnenschein hereinzulassen. Ich streichelte Aaron, damit er wusste, dass ich da war. Als ich ihn anredete, schüttelte er leicht den Kopf. Er wollte nicht aufwachen. Wahrscheinlich spürte er die Schmerzen kommen. Da flüchtet er sich gern in den Schlaf. Er schlummerte relativ friedlich weiter, an meine Hand gekuschelt, bis ich kurz nach 9h eine Guten-Morgen-Lieder-DVD einlegte. Da wachte er sanft auf.

Aber bald begannen die Schmerzen. Bauch. Hals. Man gab ihm einen Bolus und der Arzt kam, sich den Bauch ansehen und abhorchen und ordnete Buscopan an, das gegen Bauchkrämpfe wirkt. Allerdings trat die erwünschte Wirkung nicht so ganz ein. Aarons Bauschmerzen sind ziemlich anfallsartig. Den nächsten schweren Schmerz-Anfall hatte er, als er zum Duschen bereits von der Infusion abgehängt worden war und bei mir am Schoß saß, während die Schwester das Bett frisch machte.

Aus dem Duschen wurde dann nichts. Er erholte sich nicht von seinen Bauchschmerzen, sodass er gar nicht aufstehen wollte. Also legten wir ihn vorsichtig wieder ins Bett (man muss ihn sooo vorsichtig angreifen, wenn er weh hat, es gelingt mir fast nie, ihm nicht noch mehr weh zu tun, und dann schreit er immer: "AU, Mama! Warum machst du das?!") und die Schwester wusch ihn nur schnell mit Waschlappen, damit er möglichst schnell wieder an die Infusion käme.

Die OÄ war da und ordnete eine Erhöhung des Morphiums an, und dass er auch noch Perfalgan gegen die Schmerzen haben könne. Ich war froh drum, denn wenn er so leidet, das ist gar nicht gut. Da ist er dann auch psychisch total am Sand. Allerdings dauerte es mir dann noch viel zu lange, bis er die Schmerzmittel wirklich bekam. Anstatt ihn sofort anzuhängen, machte die Schwester (sie ist neu hier) zuerst die ganze Pflege fertig. Danach wurde sie zur Visite gerufen, und als ich schaute, es war Mittag, lief das Morphium immer noch auf 1,2ml. Und Aaron litt immer noch. Da hab ich dann sofort geklingelt und eine andere Schwester hat es ihm gleich (endlich) höher gedreht.

Eine halbe Stunde später ging es Aaron besser. Dann kam die Musiktherapeutin und danach die Psychologin, die mit Aaron einen Kalender bastelte, so ähnlich wie ein Adventkalender, der Aaron zeigen soll, wie lange er noch hier bleiben muss. So ganz genau weiß man es nicht, aber er hat zumindest einen Anhaltspunkt.

Gegessen hat er nur wenige Löffel Kartoffelpürree. Die Schmerzen beim Schlucken sind einfach zu groß; getrunken leider auch viel zu wenig, was für den Darm ja nicht gut ist. Die Haut ist noch nicht so schlimm. Nur im Windelbereich ist sie ganz violett und unter den Achseln gerötet, aber die Haare gehen seit heute wieder aus. Ist ja eh ein Wunder, dass er noch welche hat nach den beiden Blöcken, die er auf der 2B bekommen hat. Aber sie haben danach ja gleich wieder zu wachsen begonnen.

Am Nachmittag war Markus bei Aaron, da hat er ganz viel Dick und Doof geschaut, die hat er sich von zu Hause bestellt. Ich hatte Simon und Miriam gebeten, sich via Skype bei Aaron zu melden, aber sie haben bis zum Abend nicht angerufen. Vor dem Schlafengehen videophonierten sie dann noch mit Aaron, der aber fast nur mit traurig-müde gesenktem Blick dasaß.

Heute hat Aaron wieder die selbe Nachtschwester wie gestern, und Aaron ist darüber nicht erfeut. Irgendwie ist sie nicht so sein Typ, oder vielleicht kennt er sie noch nicht gut genug. Auf jeden Fall war sie auch nicht recht erfreut, als er sagte: "Ich will aber die Schwester nicht!" Da gehört halt auch viel Professionalität dazu, dass man das nicht persönlich nimmt.

Es gibt eine Schwester, die Aaron zu Beginn öfter betreut hat, und von der er sich jetzt nicht mal mehr anreden lassen mag. Dabei war sie total lieb mit ihm in der Nacht mit der Venflon-Stecherei. Da habe ich sie auch wirklich schätzen gelernt, weil sie von einer anderen Schwester Hilfe angenommen hat, als kein Blut mehr aus dem Venflon kam. Es ging dann leider auch mit der zweiten Schwester nicht, aber das ist es nicht, was ich hier sagen will. Sie hat sich helfen lassen, hat ihr eigenes Ego zurückgestellt zum Wohl des Kindes. Das hat mir sehr imponiert. Auch ihre Reaktion, als ich ihr sagte, dass Aaron nicht will, dass sie ihn anredet, war sehr professionell. Sie schien gar nicht irgendwie beleidigt zu sein. Hut ab! und Danke!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen