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Mittwoch, 26. Mai 2010

Pfingsten

Wenn ich zu Pfingsten nicht in meinem Heimatort war, hatte ich immer Heimweh, vor allem, wenn ich irgendwo anders in die Kirche ging. Seit meine Mutter am Pfingstsonntag verstorben ist, hab ich es mir nicht mehr nehmen lassen, den Pfingstsonntags-Gottesdienst dort mitzufeiern, wo ich aufgewachsen bin, und wo mein Vater mit seinem Kirchenchor das Hochamt mit Spirituals bereichert. Auch heuer nicht. Nochdazu, weil es das letzte Pfingst-Hochamt sein wird, das mein Vater dirigiert, denn er hat beschlossen, in seiner Pension nicht alle Festtage "im Dienst" zu verbringen.

Mein Mann löste mich am Samstag Nachmittag im Spital ab, und ich fuhr mit Simon und Miriam zu meinem Vater. Auf dem Weg dor hin hängte ich (ab St. Pölten) mit Miriam Hilfe in jedem Gasthaus oder Kaffehaus oder Kebab-Stand ein Plakat für unsere Tanzshow auf. Das hat richtig Spaß gemacht, die Wirte rissen uns die Plakate fast aus der Hand, vielleicht, weil sie im Gegensatz zu den meisten dort hängenden Plakaten recht gut aussehen, vielleicht auch, weil ich mit meiner hübschen Tochter so einen guten Eindruck machte.

Pfingstsonntag zu Mittag stand noch Pfingstfest auf dem Programm, das heißt Autodrom fahren und Grillhendl essen. Das funktioniert bei jenem Fest immer sehr gut, man muss nicht lange warten, und die Henderl sind einmalig knusprig.




Am Rückweg nach Wien plakatierten wir noch im anderen Tal, bis uns die Plakate und Flugzettel ausgingen.

Dem Aaron geht es gut, nur der Durchfall will nicht aufhören. Meist ist er fröhlich, nur wenn er grad am Topf sitzt packt ihn manchmal der Kummer, weil er weiß, dass er wegen des Durchfalls nicht nach Hause darf. "Mama," du hast doch gesagt, wir fahren wieder heim!" meint er dann manchmal vorwurfsvoll. Da erkläre ich ihm dann eben, dass ich ja auch nicht wissen konnte, dass es doch länger dauern würde. Und ich sag ihm wieder, dass wir es ja bald geschafft haben, dass das ja chon die letzte Chemo war, und dass seine Blutzellen bald wieder kommen werden, damit er wieder ganz gesund werden kann.

In letzter Zeit will er öfter, dass ich ihm von der Zeit der Intensivstation erzähle. Noch auf der 2A schickte er mich höchst dringend, einen gelben Trichter zu suchen, so einen, wie er ihn in unserer ersten Nacht hier bekommen hatte. Es handelte sich um einen gewöhnlichen, großen Haushaltstrichter (steril verpackt natürlich), der einfach an den Sauerstoffschlauch gesteckt und vor seinem Gesicht auf den Kopfpolster gelegt wurde, weil seine Sauferstoffsättigung schlecht war. Damals wehrte sich Aaron dagegen und stieß den Trichter immer wieder weg. Jetzt mussten wir die Szene nachspielen. (Es ist mir gelungen, so ein Ding aufzutreiben.) Außerdem organisierten wir uns beim nächsten Systemwechsel einen so genannten "Steg". Das ist ein Teil am Infusionsständer, der drei (oder mehr) "Weichen" mit bunten Hebeln enthält, an die entweder Medikamente angeschlossen oder händisch hineingespritzt werden können. Damit spielten wir den Blutaustausch der ersten Nacht nochmal durch, bei dem Aaron ja noch wach (uns sehr verschreckt) gewesen war.

Auf meinem Laptop hat Aaron einen kurzen Film gefunden, dessen Existenz mir selbst entfallen war. Ich hatte Aaron gefilmt, als wir noch auf der Intensiv waren und er zum ersten Mal wieder etwas in den Händen hielt. Es war Dipsy, sein damals einziger Teletubby. Ich sang das Teletubby-Lied und Aaron ließ Dipsy dazu tanzen und führte ihn bei "Tubby-schmusen" an sein Gesicht. Das war damals eine kleine Sensation. "Hab ich da sprechen können?" fragte mich Aaron, als er das Video entdeckt hatte. - "Nein, da hast du noch nicht wieder gesprochen."

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