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Montag, 1. März 2010

24. Jänner 2010








2010_01_24
24. Jänner. Ende Jänner. Wo ist der Monat hin? Geht die Zeit wirklich weiter?
Ende Jänner soll ich mich mit meiner Schule in Verbindung setzen und mit dem LSR. Sie müssen wissen, wie es weitergeht. Ja, das wüsste ich auch gern. Manchmal denke ich immer noch, irgendwann wach ich auf, umarme meine Kinder und bin froh, dass das alles nur ein Alptraum war.
Zwei Wochen. Zwei Wochen Intensivstation. St. Anna Kinderspital. Krebs.
Heute Nachmittag war ich mit Simon und Miriam im Kino. Arthur und die Minimoys 2. Film ziemlich enttäuschend, langatmig und ohne Ende, nur „Fortsetzung folgt“. Und doch hatte ich während er andauerte vergessen. Das „Fortsetzung folgt“ traf mich mit voller Wucht, nicht nur die leichte Enttäuschung, weil ein Film ohne richtiges Ende zu Ende war, sondern vor allem, weil ich mich mit einem Schlag wieder in dem Alptraum befand, den ich als Realität anerkennen muss. Besuchs-Mama, für zwei Stunden die Woche, das bin ich jetzt für Simon (13) und Miriam (10). Und auch wenn wir das auf einen ganzen Tag pro Woche ausweiten können - was ist schon ein Tag pro Woche? Wenig. Zu wenig.
Und der Aaron? Im Sidebar seh ich grad die Urlaubsfotos vom Sonnenuntergang. Nackiger Aaron (3), blondgelockt, kuschelt auf meinen Beinen. Aber diese Fotos, sie sind wie aus einem anderen Leben, aus einer anderen Welt. Ich kann mich nicht mehr ERINNERN, wie Aaron „vorher“ war. Er ist total süß, so wie er jetzt ist, aber halt sehr verändert. Er lächelt viel, vor allem Miriam bringt ihn richtig zum Lachen, was allerdings Husten auslöst, der einerseits wichtig und erwünscht ist, andererseits für ihn aber schmerzhaft – Hals? Bauch? (letzterer ist von der Blinddarm-Operation noch total blau-grün, zu wenige Thrombozyten) Ich kann nur raten. Er spricht noch immer nicht mit mir, obwohl er schon zwei Tage wach ist, kein Wort. Eine Schwester hat gemeint, das liegt vielleicht am Schock. („Stellen Sie sich vor, Sie kommen ins Spital (zum ersten mal im Leben), fühlen sich leicht matt, aber nicht wirklich krank, schlafen ein, und wenn Sie erwachen haben sie einen dicken Schlauch im Hals und an allen möglichen Körperstellen weitere Schläuche und Drähte, der Hals schmerz höllisch, auch an anderen Stellen tut es weh, und Sie haben keine Kraft mehr, können nicht einmal den Kopf heben.“)
Wie kann es sein, dass das Leben trotzdem weitergeht. Entscheidungen müssen getroffen werden, meinen Job betreffend, Simons Schule betreffend. Ich fühle mich dazu nicht in der Lage. Ich befinde mich außerhalb der Zeit. Neben der Wirklichkeit. Und trotzdem weiß ich, dass ich es tun werde. Ich werde tun was zu tun ist, weil es eh nicht anders geht, und weil ich trotz allem weiß, dass ich sehr stark bin. Das klingt wie Lob, wenn mir das jemand sagt, aber es ist einfach notwendig. Es ist unbedingt erforderlich. Wir müssen da durch. Was soll ich anderes tun? Das Leben geht weiter, und auch wenn ich mich wie „neben der Zeit“ fühle, so weiß ich doch, dass sie für mich nicht stehen bleibt. Klar wär das toll, man kommt zurück von seinem Ausflug in der Zeit, und es sind gerade mal einige Minuten vergangen. Aber das ist halt nicht real. Komisches Wort eigentlich, 'real'.

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