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Dienstag, 30. März 2010

Garten und Terrasse

2010_03_26

Seit ein paar Tagen telefoniere ich herum wegen der Schule meines Dreizehnjährigen. Er sollte heuer die 8. Schulstufe abschließen, doch die Montessori-Schule, in die er seit zwei Jahren geht, bekommt heuer das Öffentlichkeitsrecht nicht ausgesprochen. Auch für die 7. Schulstufe kann ihm die Schule nun kein positives Zeugnis mehr ausstellen, weil er sie erst im Laufe dieses Schuljahres vollendet hat. Externistenprüfungen stehen ins Haus, bei denen die Schüler allerdings nur Hauptschul-Zeugnisse erlangen können. Außerdem ist ungeklärt, ob Simon überhaupt das Recht hat, die Prüfungen für die 7. und 8. Schulstufe gleichzeitig abzulegen, ungeachtet der Frage, ob er das denn auch schaffen kann. Seit Ende letzten Schuljahres überlegte ich, Simon zurück in eine öffentliche Schule wechseln zu lassen. Nach Ausbruch von Aarons Krankheit verschob ich den für Februar geplanten Schulwechsel, und in den letzten Monaten habe ich mich darum eigentlich nicht mehr gesorgt. Ich hatte ja auch genug anderes, dringenderes im Kopf, und überließ die Sorge um seine Bildung vorrangig meinem „Großen“ selbst. Erst nach der Mitteilung des Stadtschulrats über die definitive Notwendigkeit von Externistenprüfungen oder Schulwechsel nahm ich das Ruder wieder in die Hand im Versuch, ihn zu retten. Dass er die 8.Schulstufe noch heuer positiv abschießen würde können erschien schon völlig unrealistisch. Doch an diesem Morgen löste sich das lang „gekaute“ Problem plötzlich in Wohlgefallen auf. Ich erreichte den Direktor des öffentlichen Gymnasiums beim ersten Anruf – das ist mir bis dahin noch nie zuvor gelungen. Er kennt den Fall, wir waren schon im Gespräch, kann sich aber nur eine 3. Klasse vorstellen. Er will sich das Zeugnis ansehen, das ich ihm letzten Sommer geschickt habe (vom 2. Gym). Kurze Zeit später ruft er zurück. Er kann Simon in eine 4. Klasse RG aufnehmen. Am Montag nach den Osterferien können wir kommen und Simon kann sofort in seine neue Klasse. Er wird für ein Jahr als außerordentlicher Schüler geführt. So lange hat er Zeit, zu zeigen, was er kann. Ist er dann überall positiv, wird er automatisch ordentlicher Schüler der (dann) 9. Schulstufe. Erst und nur wenn er nächstes Jahr zu Ostern negativ wäre, müsste er in diesen Fächern „Einstufungsprüfungen“ ablegen. Sollte er diese nicht bestehen, gibt es eine zwei-monatige Nachfrist zur Wiederholung der Prüfung(en) – das wäre dann am Schulschluss nächsten Jahres. Erst wenn er das dann nicht schaffen sollte, müsste er die Schule verlassen. Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass Simon sich je so blöd anstellen könnte, dass dieses worst-case-Szenario Wirklichkeit wird.

Ich bin richtig glücklich nach diesem Telefonat. Am späteren Vormittag folgen mehrere hin und her sms zw. Simon und mir, der übrigens gerade eine Schularbeit schreibt. Auch er ist glücklich, wenn er auch natürlich darum bangt, ob er seine Freunde wiedersehen kann.

Bei unserer Ankunft in der Tagesklinik erlebe ich die nächste positive Überraschung. Da ich zur Sponsion meines Bruders möchte, habe ich nur kurz Zeit, Aaron zu begleiten und meinem Mann das Wichtigste zu zeigen. Da Aaron immer noch manchmal erschrickt, wenn die Schwestern irgendwelche Handgriffe zu schnell ausführen, war ich etwas in Sorge, wie das dann ohne mich gehen würde. Normalerweise werden wir nach Anmeldung in der Tagesklinik in eine Koje gewiesen, wo wir dann oft ziemlich lange warten, bis eine Schwester zum Blutabnehmen kommt, und dann wieder warten, bis wir ins Behandlungszimmer gebeten werden zur ärztlichen Untersuchung. Manchmal passiert das auch gleichzeitig, doch noch nie zuvor war es so wie heute: Ich schiebe Aaron gerade mit dem Kinderwagen in die Tagesklinik, und noch während ich seinen Namen bei der Anmeldung niederschreibe sagte eine Schwester: „Ihr könnt gleich weiterkommen.“ - und deutet auf den Behandlungsraum. Noch mit Jacke und im Kinderwagen kommen wir beim Arzt an. Und als Markus kommt, der noch auf der Toilette war, ist die Prozedur eigentlich schon vorbei. Nur das Blutdruckmessen hat nicht funktioniert und Aaron hat Angst, es nochmal zu versuchen. Aber Schwester und Arzt drängen ihn nicht. Das können sie später auch noch machen, meinen sie.

Den größten Teil meiner Abwesenheit verbringen Vater und Söhnchen danach mit Spielen. Um die Mittagszeit bekommt er Thrombos, sodass wir anschließend gemeinsam wieder nach Hause fahren können. In der Zwischenzeit war ich bei der Sponsion und mit der Familie essen. Schön, mal nicht in der Koje mit eingesperrt zu sein.

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Kinder

Ein Einjähriger, fast noch ein Baby, im Buggy im Gedränge der U-Bahn. Mein überempfindliches Vorstellungsvermögen sieht ihn umringt von Millionen gefährlicher Keime. Doch schon dieser kleine Mensch hat ein so funktionsfähiges Immunsystem, dass der Vater, der ihn schiebt, sich wohl kaum darüber Gedanken macht. Ich staune über das Wunder „Mensch“.

Ein Jugendlicher kommt auf der Straße auf mich zu und sagt „Pumpenwage“. Wegen meiner anfänglichen Verwirrung halte ich nicht an, aber im Weitergehen lächle ich vor mich hin, während ich ihn und seine Freunde im Hintergrund lachen höre. Er hat meinen Tag erhellt.

Ein quängelnder Drei-Käse-Hoch am U-Bahn-Bahnsteig. Seine Mutter, die kurz stehen bleibt, um sein Kuscheltier aus seinem kleinen Rucksack zu holen, und ihn dann sanft weiterzieht, ein Rutsch-Auto in der anderen Hand mitschleppend.

Zwei Buben im Vorschulalter in der U-Bahn, die an der Tulpe riechen wollen, die die Mutter vorsichtig mit dem Stiel nach oben trägt. Unsanft und doch liebevoll fassen sie den zarten Blütenkelch in ihren festen Händen.

Kinder, überall sehe ich Kinder, und ihre Gegenwart macht mich froh.

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2010_03_30

Also Sonntag und Montag verliefen recht entspannt. Am Sonntag war ich mit Aaron im Spital, und heute mein Mann. Von "Regenerieren" keine Spur, Aarons Blutwerte sind und bleiben im Keller, aber ich hab heute schon drüber gescherzt, dass es Aaron scheinbar darauf anlegt, noch länger zu Hause zu sein, vielleicht doch bis Ostern? Auf jeden Fall genießen die Kinder die Ferientage zu dritt, auch wenn Simon und Miriam natürlich wieder furchtbar viel streiten, aber Aaron freut sich, dass alle da sind, und sie freuen sich, dass Aaron da ist.

In letzter Zeit hat Aaron übrigens recht normal gegessen, auch wenn er eigentlich mehr genascht hat als "vernünftig" gegessen, aber das lass ich ihm derzeit durchgehen, bin ich doch froh, wenn er überhaupt auf etwas Appetit hat. Gerstern jedoch hatte er überhaupt keinen Appetit, er hat nicht einmal genascht, und das einzige was er gegessen hat den ganzen Tag über, war ein Mini-Wurstsemmerl am Abend. (Wenigstens hat er getrunken!) Heute wiederum hat er die ganze Krankenhausportion des Mittagessens verputzt und noch einen Schoko-Pudding hintennach, und zu Hause hat er auch noch Verschiedenes genascht und gegessen. Wieso sich das so plötzlich ändern kann? War aber auf jeden Fall eine positive Veränderung!

Während Markus heute mit Aaron weg war, habe ich die Terrasse abgeräumt, sauber gemacht und auch dort den neuen (wischbaren) Bodenbelag verlegt. In der Früh hatte ich Aaron nämlich versprochen, wenn er mit Papa (anstatt mit mir) ins Spital fährt, darf er dafür danach mit uns allen auf der Terrasse mit dem großen Playmobil-Zug spielen. (Da musste er doch wieder nach Hause kommen, oder? ;-)



Gestern habe ich angefangen, die Sandmulde umzufunktionieren. Dazu wollte ich den Sand, den wir in einer Grundstücksecke noch als Reserve unter einer Plane hatten, in die Sandmulde schaufeln, sodass sie ebenerdig voll ist und flach abgedeckt werden kann. Bei etwa der Hälfte der anstrengenden Schauflerei hab ich dann aber an Markus übergeben, der's mir dankesnwerter Weise fertig gemacht hat. Heute hat er dann auch noch den Kindern beim Einebnen und Feststampfen geholfen, sodass ich den alten Teppichbelag von der Terrasse gleich zum Abdecken der Sandmulde verwenden konnte. Den Platz hinterm Hügel, wo der Reserve-Sand gelagert war, hab ich gestern auch noch gleich umgestaltet (Autoreifen-Treppe auf den Hügel hinauf gebaut), und Simon hat fest gehäkselt, um die frische Erde gleich wieder abdecken zu können. Jetzt haben wir im Garten schon sehr viel geschafft. Die schwierigsten Umgestaltungen sind erledigt, und Aaron genießt den Garten total. Unter die Weiden auf den Teppich (wo die Sandmulde war) werde ich noch irgend etwas Nettes hinstellen, ein Zelt zum Beispiel, vielleicht mit einem Bällebad drin?, oder ein Planschbecken voll Blähton-Kugerl als Sandersatz, oder vielleicht eine Hüpfburg? Wie gut, dass mir das Garten-gestalten wirklich Spaß macht, auch wenn ich heute wiedermal am ganzen Körper steif bin von der ungewohnt schweren Arbeit.

Morgen fahren die Großen zu meinem Vater. So sehr mich das für sie freut (zu Ostern waren wir fast immer dort), ein bisschen traurig macht es mich schon, dass sie weg sind, wenn ich mit Aaron vielleicht eh noch zu Hause bin. Als wir das ausgemacht haben, hatte ich angenommen, ich würde mit Aaron im Spital sein, und jetzt freuen sie sich schon drauf, also sollen sie fahren, es wird ihnen auch gut tun.
Schon am Samstag vorm Palm-Sonntag machte ich uns ein (fast) richtiges Osterfrühstück, weil wir ja nicht wissen, ob wir zu Ostern alle beisammen sein werden können, deshalb machen wir jetzt fast jeden Tag "Osterfrühstück", wird schon richtig inflationär ;-)

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