Seiten

Freitag, 22. April 2011

nächtliche Turbulenzen

Ich bin heute Nacht zum zweiten mal hier. Zuerst von Mitternacht bis 2h und jetzt seit 4h. Die Schwester "entschuldigt" sich bei mir, weil ich nicht zum Schlafen komme. Als ob das an ihr liegen würde. Den Aaron war jedesmal zum Würgen schlecht, gefolgt von so starken Bauchschmerzen, dass er jetzt schon zum zweiten mal nach einem Schmerzmittel verlangte. In seinem Bauch rumort es dabei so stark, dass ich annehme, dass Durchfall im Anmarsch ist, möglicherweise nun doch von den Adenoviren. Kann aber auch sein, dass ihm das Virustatikum, das er heute bekommen hat, zu schaffen macht. Die Schwester tippte auch auf Morphium-Entzug, weil er gar so weinte, was für Aaron untypisch ist. Vorgestern lief das MO auf 0.7 heute tagsüber auf o.5 und am Abend wurde nochmal auf 0.4 reduziert. Das kommt der Schwester zu schnell vor. Wahrscheinlich wollten die Ärzte uns am Osterwochenende einen Ausgang ermöglichen und Aaron deshalb möglichst schnell vom MO wegbringen.

Wie auch immer, heut Nacht geht's ihm gar nicht gut, und da braucht er halt seine Mama. Wochenlang hat er mich nicht angerufen, jetzt braucht er mich eben. Die Schwester sagte noch, voriges Jahr hätten sie das noch nicht gemacht, weil die Mütter schließlich auch ihren Schlaf brauchen.

Ich finde es schon prinzipiell grausam, kleine Kinder nachts von Mutter und Vater zu trennen. Gerade wenn es ihnen schlecht geht brauchen sie doch die Gewissheit, Mama ist für mich da. Das können ihnen die Vielzahl wechelnder Pflegepersonen unmöglich ersetzen. Warum der kleine Toni wohl so viel schreit? Er ist voriges Jahr zum ersten mal transplanziert worden. Da war er, glaube ich, drei Jahre alt. Nachts war das angeblich nie ein Problem. Zumindest wurde die Mutter nicht angerufen. Am Morgen durften sie auch erst nach der Pflege kommen. Heuer sind seine beiden Eltern oft die letzten, die abends die Station verlassen, und wenn ich kurz nach 7h früh herkomme, ist Tonis Mama normalerweise schon da. Trotzdem hört man den armen Buben hört mehrmals täglich echt brüllen, sei es wegen Bauchweh, oder weil er sich gegen irgendeine Untersuchung oder Pflegemaßnahme wehrt. Das ist selbst für mich schlimm anzuhören, wie erst für seine Eltern?! Ich bin so froh, dass Aaron so toll kooperativ ist und das alles so akzeptieren kann. Ich weiß, das kann er aber auch nur deshalb, weil er sich auf mich verlassen kann. Weil ich immer da war, wenn er mich brauchte, egal ob Tag oder Nacht.

Mag sein, dass einige Mütter damit überfordert wären. Ich sag ja auch nicht, dass alle das jetzt so machen müssen, aber dass man den Eltern, zumindest so wie das jetzt ist, die Möglichkeit geben muss, für ihr Kind da zu sein. Tonis Eltern scheinen das ähnlich zu sehen, sonst wären sie wohl nicht so viel hier, jetzt, wo sie dürfen. Es ist hier rein baulich nicht möglich, aber ich bin mir sicher, dass es in Zukunft auch auf einer Transplant möglich sein wird, dass die Mutter beim Kind bleibt.

Es ist hell draußen. Aaron schläft jetzt wieder. Dann werd ich wohl wieder gehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen