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Sonntag, 24. April 2011

Tag 34 - erster Ausgang (+FOTOS)

Ostersonntag - ein glücklicher Tag


vor dem Ronald McDonald Haus

Weil Aaron gestern Nachmittag so traurig war, dass nur Papa bei ihm war, verriet ich ihm am Telefon, was ich gerade tat. Ich war gerade dabei, mein Zimmer im Ronald Mc Donald Haus zu putzen, weil Aaron wahrscheinlich an Ostersonntag raus dürfen würde. Wegen dieser Ankündigung war Aaron natürlich sehr aufgeregt und heute bereits um halb fünf wach. Angerufen wurde ich aber eh erst kurz vor 6h. Dann dauerte es für den Aaron noch eine Ewigkeit, bis endlich der Tagdienst (Schwester Ingrid) kam um mit ihm zu duschen, und bis der diensthabende Arzt hereinschaute und die offizielle Erlaubnis für den Osterspaziergang gab.

Den ersten Schritt über den Strich machte Aaron schon vor dem Duschen mit der Schwester, die ihn bat, doch mit ihr hinauszugehen um das Knöpfchen auf der Bettenwage zu drücken. Das war richtig aufregend. Aaron war momentan ganz verblüfft und blieb unschlüssig an der Grenze stehen, bis Ingrid ihm sagte: "Du darfst drübersteigen." - ein aufregender "kleiner Ausflug", von dem ich ihm am Abend vor dem schlafen gehen noch einmal erzählen musste.

Kurz nach 10h war es dann so weit. Papa wartete im Gand, Aaron war ausgehfertig gekleidet, ich ging mich umziehen, und dann spazierte Aaron, Papa und mich fest an den Händen haltend, über den Gang. Wir fuhren mit dem Lift hinunter, wobei man aber im EG nicht aussteigen kann. Also fuhren wir bis in den Keller und nahmen dort in der großen Aufregung den falschen Gang, sodass wir einen kleinen Umweg durch den Hof wieder zurück zum Tor auf uns nehmen mussten. Aaron marschierte bis zum Haus gegenüber, dort fuhren wir mit dem Lift ins Dachgeschoß. Vor meinem Zimmer wurden die Schlapfen ausgezogen, drin die Hände desinfiziert. Aaron durfte seine Maske abnehmen - dafür nahmen Markus und ich uns welche - und sein Osternest suchen.

In der Früh hatte er schon in seinem Zimmer ein Osterpäckchen gefunden, aber das hier, das war seine richtige Osterüberraschung, auf die er sich seit Tagen gefreut hatte, d.h. von der er schon tagelang bettelte, dass ich ihm sagen solle, was es ist. Ein bisschen warten ist auch für ein Kind in Aarons Situation nicht schlecht, umso schöner ist dann die Überraschung. Wieder ein Stofftier, ach herrje, und Aaron war überglücklich über seinen Tigger. Aus seinem Osternest fischte er als ertes das echte Osterei und machte sich daran, es zu schälen, biss dann ein mal ab bevor er sich schon wieder satt fühlte. Er hatte allerdings zwei echt große Bissen Marmorkuchen und 100ml Erdbeermilch gefrühstückt, was für ihn derzeit wirklich viel war. Ich wusste gar nicht mehr, wann ich ihn zuletzt so freudvoll in was hineinbeißen gesehen hatte, vielleicht in die Chips im Fasching.

Kurz vor 12h traten wir wieder den Rückweg an. Aaron war sehr müde, und es war für ihn kein Problem, wieder ins Spital zurückzugehen. Er schlief ach sehr schnell ein, sodass Markus und ich gemeinsam Mittagspause machen konnten. Ab 14h war ich wieder bei Aaron, weil er aber noch so fest schlief, machte ich es mir im Liegestuhl bequem und las in meinem Buch weiter, was irgendwie lustig war, da ich so lange nicht mehr zum Lesen gekommen war, dass ich mich zuerst gar nicht auskannte und erst das bereits gelesene Kapitel noch einmal überfliegen musste.

So k.o. war Aaron in der Mittagspause:


Um 15h begann ich vorsichtig, ihn aufzuwecken. Das dauerte ein bisschen, aber er war gut ausgeruht und gut gelaunt. Ihn vor dem nochmaligen Ausgang am Nachmittag zum Mittagessen zu überreden, war gar nicht so leicht, aber er willigte schließlich ein, eine Butternockerl-Suppe zu probieren. --> halbes Butternockerl und 40ml Suppe.
Beim Aufstehen weinte Aaron, weil ihm so die Beine weh taten (sicher Muskelkater), aber dann siegte die Vorfreude auf den Ausgang, und er biss die Zähne zusammen. Ich bot ihm an, ihn zu tragen, aber den Großteil der Strecke wollte er wieder selbst gehen, uns wie vorher fest an den Händen haltend. Mit seiner kleinen Hand in der meinen den Gehsteig entlang zu gehen, war ein unbeschreibliches Gefühl, ... von Glück, ... von Verantwortung, ...

Am Vormittag wollte Aaron unbedingt ins Spielzimmer gehen, aber am Nachmittag war er zufrieden, im Zimmer zu bleiben. Er war schwach und seine Beine schmerzten, also spielte er hauptsächlich auf der Couch - und plünderte sein Osternest --> 30g Schokolade (Überraschungsei und halbes kleines Schoko-Häschen), ein Bissen Osterstrizel, ein Bissen Apfel, weil ich einen aß. Kurz vor 18h packte Aaron seine Spielsachen zusammen und sagte: "Ich will wieder rüber gehen." Er merkte einfach, dass es ihm zu viel wurde. Oft fällt es den Kindern schwer, wieder zurück zu müssen, aber das Gefühl hatte ich bei Aaron nicht. Er kam auch gerne wieder in die Geborgenheit seines Zimmers zurück. Schwer fiel ihm wieder zu akzeptieren, dass ich nicht bei ihm schlafen kann, dass nicht ich ihn nachts wickeln oder ihm helfen kann auf die Flasche zu gehen.

Deswegen weinte er allerdings schon kurz nachdem wir wieder auf die Station gekommen waren, also noch lange bevor ich tatsächlich gehen musste. Direkt vor dem Einschlafen, war es dann überhaupt kein Problem mehr. Das war in den letzten Tagen meist so. Wenn er abends merkte, dass er müde wurde, begann er zu weinen, weil er mich nicht gehen lassen wollte, tröstete sich dann damit, dass ich ja eh noch lang bei ihm sein würde, und später vor dem Einschlafen hatte er es wieder akzeptiert.

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